3 Artikel aus der OZ zum Thema UMTS in Fahrenbach

06.02.2006 3 Artikel aus der OZ zum Thema UMTS in Fahrenbach

Einseitige Information, Filz und viele Gefahren Fahrenbach. (gie) Manche Dinge lassen durchaus aufhorchen. Wie lässt es sich beispielsweise erklären, dass auf Profitmaximierung fixierte Versicherungen die Verträge mit Mobilfunkunternehmen aufkündigen, weil sie nicht für etwaige Gesundheitsschäden aufkommen wollen? Weshalb äußerte die STOA-Kommission des Europäischen Parlaments, dass es von Industrie und Kontrollbehörden verwerflich ist, Hinweise beflissen zu ignorieren, dass die Mobilfunktechnologie nicht sicher ist? Oder warum bezeichnet die selbe Kommission die Menschen als "unfreiwillige Opfer eines Massenexperiments"? Viele Fragezeichen stehen hinter dem Mobilfunk und den Gefahren, die mit seiner Strahlung verbunden sein sollen. Um darüber aufzuklären, luden die Mobilfunk-Bürgerinitiativen aus Fürth, Krumbach, Fahrenbach und Lörzenbach zu einer Informationsveranstaltung in die Fahrenbacher SV-Halle, bei der Siegfried Zwerenz, Vorsitzender des Vereins Bürgerwelle, dem Dachverband der Bürger und Initiativen zum Schutz vor Elektrosmog, als Referent fungierte. Dass das Thema den Menschen in der Region unter den Nägeln brennt, wurde daran deutlich, dass 350 Personen den Weg nach Fahrenbach fanden. Das Informationsbedürfnis dürfte sich nach Bekanntwerden des Vorhabens, in der Gemeinde Fürth zunächst vier neue UMTS-Sendemasten aufstellen zu wollen, noch deutlich intensiviert haben. Was Zwerenz referierte, dürfte manchem Besucher einen Schauer über den Rücken gejagt haben. Nicht nur die Darstellung der inzwischen recht bekannten Palette der durch Mobilfunkstrahlung evozierten möglichen Gesundheitsschäden - von Schlafstörungen über Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis zum Krebs -, sondern vielmehr auch die anscheinend systematische Verharmlosung, der Institutionenfilz und die einseitige Informationspolitik von Einrichtungen, denen man in der Regel auf Anhieb Vertrauen schenkt, dürfte bei den meisten Zuhörern nicht gerade für sonderliche Beruhigung gesorgt haben. Zwerenz, von Beruf Heilpraktiker und Baubiologe, warnte davor, den Äußerungen der staatlichen Stellen zum Mobilfunk Glauben zu schenken, denn diese seien keinesfalls neutral. So habe der Bund den Betreibern etwa die Lizenzen für den UMTS-Standard für insgesamt 50 Milliarden Euro verkauft, weshalb nun für die Umsetzung Rechnung getragen werden müsse. "Ansonsten müsste der Bund die Lizenzgebühren zurück erstatten. Wissen Sie woher der Bund 50 Milliarden Euro nehmen soll?", stellte Zwerenz eine rhetorische Frage, bei der deutlich wird, weshalb stets auf die vermeintliche Unbedenklichkeit gepocht wird. Von staatlicher Seite werde nur erwähnt, dass die Grenzwerte eingehalten würden. Dies sei auch in der Tat zutreffend, doch zum einen seien die Grenzwerte, wie anhand zahlreicher Forschungen neutraler Institute verdeutlicht wurde, um ein Vielfaches zu hoch angesetzt, zum anderen betreffen sie direkt nur die so genannten thermischen Wirkungen. Die größte Gefahr gehe aber von athermischen Wirkungen aus, auf die der Körper reagiere. Es sei die gepulste Hochfrequenzstrahlung, die die Menschen erkranken lasse. "Es wird immer erzählt, dass nichts bewiesen ist, doch es gibt überwältigende Beweise für die Gefahren", unterstrich Zwerenz und zeigte einen riesigen Stapel Papier. Dabei handelte es sich um einige Hundert seriös durchgeführte und wissenschaftlich überprüfte Studien, die allesamt auf die Schädlichkeit der Strahlung hinweisen. Allerdings würden immer wieder Ausflüchte gesucht, um diese Studien als nicht beweiskräftig abzutun. "Beliebt ist zum Beispiel, die Studie zur Anerkennung an einem anderen Ort unter haargenau den gleichen Bedingungen noch mal durchzuführen, um zu sehen, ob es identische Ergebnisse gibt. Dafür fehlt dann das Geld, weshalb das Ganze anschließend als nicht bewiesen gilt", so Zwerenz. Selbst Studien, die von staatlicher Seite in Auftrag gegeben wurden, erbrachten bedenkliche Ergebnisse, doch sei dabei darauf geachtet worden, offiziell stets alles so darzustellen, als ob keine Zusammenhänge gefunden wurden, wie Zwerenz anhand eines vom bayerischen Umweltministerium in Auftrag gegebenen Gutachtens erläuterte. Darstellungen des Umweltministers Schnappauf hielt ein Wissenschaftler entgegen, dass "die Forscher Zusammenhänge gefunden haben, doch die Politik hat es abgebügelt". Als ebenfalls reichlich dubios darf das Gremium gelten, das die Grenzwerte im Mobilfunk festlegte: ICNIRP. Es handelt sich dabei nicht um eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation WHO, wie immer offiziell angeführt wurde, sondern um eine private Nichtregierungsorganisation, also letztlich um nichts mehr als einen einfachen Verein. Dass letztlich eine Person gibt, die sowohl bei ICNIRP als auch im Bundesamt für Strahlenschutz und in der Strahlenschutzkommission an entscheidender Stelle sitzt, lässt aufhorchen und die Unabhängigkeit und Seriosität durchaus bezweifeln. Doch auch vor Lüge und Täuschung gibt es offenkundig keine Skrupel. So entkräftete Zwerenz das häufig angeführte Argument der Mobilfunkbetreiber, dass das Aufstellen von vielen kleinen Sendern in einem Wohngebiet von der Bestrahlung her weniger belastend sei, als wenn ein Sendemast außerhalb aufgestellt wird. Begründet wird dies damit, dass ein außerhalb stehender Sender mit voller Leistung gefahren werden müsse, in Wohngebieten dies aber nicht der Fall sei, was eine geringere Bestrahlung nach sich ziehe. Zwerenz widerlegte dies mit einleuchtenden physikalischen Argumenten. "Die Betreiber täuschen damit die Menschen, die denken, dass dies das geringere Übel ist. Tatsächlich wurde damit aber nur das Ziel erreicht, in Wohngebieten die Sender aufzustellen. Das ist günstiger, denn dann muss noch nicht einmal ein teurer Stromanschluss nach außerhalb gelegt werden", erklärte Zwerenz. ************************************************ "Wünsche mir mutige Bürger, Ärzte und Politiker" Fahrenbach. (gie) Das Thema UMTS-Mobilfunkmasten entwickelt sich für manchen politischen Entscheidungsträger offenkundig zunehmend zu einem heißen Eisen. So musste sich auch Wald-Michelbachs Bürgermeister Joachim Kunkel in Abwesenheit einige Kritik von besorgten Bürgern aus der Überwaldgemeinde gefallen lassen, die die von den Bürgerinitiativen Mobilfunk aus Fürth, Krumbach, Fahrenbach und Lörzenbach organisierte Informationsveranstaltung besuchten. "Was kann man nur machen, wenn man es mit so uneinsichtigen Leuten wie unserem Bürgermeister zu tun hat?", zeigte sich eine Wald-Michelbacherin ob der bisherigen Äußerungen und Handlungen des Rathauschefs empört. Siegfried Zwerenz, Vorsitzender des Vereins Bürgerwelle, der als Referent fungierte, rief dazu auf, die Entscheidungsträger vor Ort immer wieder mit qualifizierter Information zu versorgen. "Bei den meisten fruchtet das auch irgendwann. Man sollte schon immer versuchen, alles in Kooperation zu lösen. Falls aber überhaupt keine Bereitschaft gezeigt wird, dann bleibt eben nur der Weg, auf Konfrontation zu gehen", sagte Zwerenz, wies aber darauf hin, dass schließlich in den Gemeinden nicht nur die Bürgermeister etwas zu sagen hätten. Deshalb müsse auch bei den Fraktionen Aufklärungsarbeit geleistet werden, damit auf diese Weise parlamentarische Mehrheiten entstehen können. "Ich kann jeden nur dazu ermuntern, die Kommunalpolitik unter Druck zu setzen." Den Gemeinden selbst empfahl der Referent, sich von den Betreibern Bescheinigungen für die absolute Unbedenklichkeit der Mobilfunkstrahlung geben zu lassen und die Betreiber auf die Haftung bei gesundheitlichen Schädigungen der Bürger zu verpflichten. Zwerenz machte deutlich, dass eine Gemeinde sehr häufig die Möglichkeit habe, aus den Verträgen rauszukommen, wenn sie deutlich mache, dass sie nicht weiter gewillt sei, die Sendemasten und die damit einher gehenden Gefahren zu akzeptieren. "Oftmals ziehen sich die Betreiber zurück und lösen im Stillen die Verträge auf. Ich kenne keine Gemeinde, die Schadenersatz zahlen musste. Der entscheidende Punkt ist, dass die Bürger aufstehen und klar machen, dass sie das alles nicht wollen", verdeutlichte Zwerenz. Doch auch von privater Seite können Klagen durchaus erfolgreich sein. Der Bürgerwelle-Vorsitzende zeigte einen Brief des Betreibers E-Plus an eine Familie, die nach deutlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen den Anbieter verklagte. E-Plus bot die Abschaltung und den Abbau des Sendemastes sowie die Übernahme von Gerichts- und Anwaltskosten an, wenn die Familie die Klage fallen lasse. Der juristische Weg war mit medizinischen Gutachten sehr gut vorbereitet und von daher auch sehr Erfolg versprechend. "Ich kann jedem nur empfehlen, Blutbilduntersuchungen vor und nach der Inbetriebnahme von Sendern machen zu lassen", so Zwerenz. "Wenn wir erkennen, dass der Staat nicht eingreift, obwohl etwas ganz offensichtlich nicht in Ordnung ist, dann müssen wir Bürger selbst tätig werden. Je mehr aufstehen, desto früher erreichen wir unser Ziel: den Schutz der Gesundheit." Wie Wiltrud Glosauer von der Fürther Bürgerinitiative meinte, seien die vier in der Gemeinde geplanten UMTS-Sender nur ein Anfang. Es sei anzunehmen, dass zunächst das Gebiet entlang der B 38, dann das der Landstraßen und schließlich alle Wohngebiete erschlossen werden sollen. "Ich wünsche mir mutige Bürger, die sagen, dass sie das nicht wollen, mutige Ärzte und mutige Politiker, die trotz Amtseid sagen, dass nun ein Punkt erreicht ist, den man sich nicht mehr gefallen lassen kann, wenn die Welt auch für unsere Kinder noch lebenswert sein soll", so Glosauer. ************************************************* "Verhalten der Mobilfunkbetreiber ist maßlos feige" Fahrenbach. (gie) Der Vortrag von Siegfried Zwerenz, Vorsitzender der Bürgerwelle, dem Dachverband der Bürger und Initiativen zum Schutz vor Elektrosmog, zeigte Wirkung - nicht nur bei den besorgten Bürgern, sondern auch bei den Kommunalpolitikern. Als "überflüssig wie ein Kropf" bezeichnete Andreas Dörsam, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Fürth, die Aufstellung von UMTS-Sendemasten und die vermutlich damit einher gehenden gesundheitlichen Risiken. Appell an Privatpersonen "Die SPD hat in der Gemeindevertretung die Empfehlung gegeben, den Mobilfunkbetreibern keine gemeindlichen Flächen mehr zur Verfügung zu stellen. Dem haben auch die anderen Fraktionen zugestimmt", erklärte Dörsam, der nun auch an die Privatpersonen in der Gemeinde appellierte, trotz finanzieller Verlockungen den Betreibern kein Terrain zu überlassen. Das Thema Mobilfunk sei sehr sensibel, weshalb alles stets genau überprüft werden müsse. Wenn es um die Gesundheit der Bürger gehe, müsse man besonders aufpassen, von den Betreibern "nicht reingelegt zu werden". "Der Vortrag hat uns alle weiter gebracht, doch ich muss ganz klar sagen, dass ich es maßlos feige finde, dass sich die Mobilfunkbetreiber vor der Teilnahme an dieser Veranstaltung gedrückt haben", kritisierte Dörsam das Verhalten der Unternehmen, das bei dem inflationären Auftreten der Absagen den Verdacht nahe legt, dass die direkte Konfrontation mit skeptischen und besorgten Bürgern bewusst vermieden wird. Gemeinde nicht hilflos Herbert Blesing, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, betonte, dass ihn der Vortrag sehr bewegt und nachdenklich gestimmt habe. Es sei deutlich geworden, dass man als Gemeinde einiges bewegen könne und den Betreibern nicht hilflos ausgeliefert sei. "Wir haben die Verpflichtung, die Gemeinde so zu gestalten, dass es für die Bürger keine Gefährdung gibt", unterstrich Blesing, der anfügte, dass er die neu gewonnenen Informationen in die Fraktion mitnehmen werde. Vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse müssten Entscheidungen gefällt werden. "Vielleicht fällt dann bald so manche Entscheidung anders aus, als es in Vergangenheit der Fall war", so Blesing weiter. Messungen in Fürth laufen Bürgermeister Gottfried Schneider wies darauf hin, dass in der Gemeinde an zehn verschiedenen Standorten mit einem Experten der Fachhochschule Aschaffenburg Messungen durchgeführt worden seien. Die Auswertung der Messergebnisse soll noch im Februar vorgelegt werden und schließlich gemeinsam am runden Tisch mit den Bürgerinitiativen beraten werden. Schneider betonte, dass seine Position nicht einfach sei. Zum einen müsse er den gesetzlichen Vorgaben genüge tun, zum anderen stehe auch das Wohl der Bürger ganz oben. Den Einwand einer Zuhörerin, dass im Grundgesetz stehe, dass die körperliche Unversehrtheit gewährleistet werden müsse, weshalb dies über allen anderen Vorgaben stehen müsse, entkräftete Referent Zwerenz: "Das Problem ist, dass der Gesetzgeber sagt, Mobilfunk sei nicht schädlich."