Kerweumzug : Von der "Ich-AG" bis zur Rente ab "105"

03.10.2004 Kerweumzug : Von der "Ich-AG" bis zur Rente ab "105"

Fahrenbach. (jün) Weit über tausend Zuschauer säumten gestern Nachmittag die Straßen in Fahrenbach und amüsierten sich köstlich über einen Kerweumzug der Superlativen. Gut 60 Zugnummern und ein enormer technischer Aufwand, vor allem aber die vielen originellen Ideen ließen ihn zu einem Ereignis werden. Die Olympischen Spiele und Hartz IV standen im Mittelpunkt vieler Motivwagen. So waren einige Damen aus dem horizontalen Gewerbe zu sehen - die Fahrenbacher Variante der "Ich-AG". Unter dem Motto "Rente ab 105" untersuchte Amtsarzt Dr. Hugo Eierle mehrere Skelette mit dem Kommentar: "Die simuliern jo blous." Dazu auch passend die von Finanzminister Eichel "gerobbde Hinggel", die sich ohne Federkleid präsentierten. Und als Antwort auf die Montagsdemos veranstalteten die Fahrenbacher eine Sonntagsdemo gegen Feiertage am Wochenende. Der enorme Kondom-Verbrauch bei den Olympischen Spielen war ein Thema beim Umzug. So bekamen die Zuschauer das Olympische Dorf als "schärfstes Dorf der Welt" vorgestellt. In einer Doping-Station gab es Anabolika aller Sorten für die Sportler. Deren wahre Natur demonstrierte die "Fahmesche Sauf-Olympiade". Toll gemacht waren auch die olympischen Reiter aus der "Fahmesche Hofreidschul". Und schließlich zeigten die Fahrenbacher Ringerinnen für Olympia 2008 ihre Testosteron gestärkten Muskeln. In dem Fürther Ortsteil wird im kommenden Jahr Stefan Raabs "Wok-WM" durchgeführt. Die Kerwejugend zeigte mit großem Aufwand schon einmal ihre Version des Eiskanals. In einem fahrenden Swimming-Pool fand alternativ dazu die erste "Arschbomben-WM" statt. Da war klar, dass etliche direkt am Straßenrand stehende Zuschauer eine kleine Dusche abbekamen, als sich die Turmspringer ins Wasser plumpsen ließen. Dass es in dem Odenwälder Dorf jetzt auch einen Spielmannszug gibt, stellte eine Tröten-Gruppe laut hörbar unter Beweis. Trotz steigender Kosten behauptete die "Owwerdebbe-Air": "Mer sinn billischer." Stilgerecht auf Rollschuhen unterwegs und mit Ofenrohre versehen sauste der "Starlight-Express" durch die Straßen des Ortes. Dieser ist inzwischen auch weithin als Rentnerparadies bekannt unter dem Motto: "Rauchen und Suff, immer gut druff." Nach dem "Italienischen Hengst" nun der "Bücherwurm von Pisa" - als Rocky in der 68er-Version erntete der wie einst Ali so leichtfüßig tänzelnde Holger "Hoasse" Knapp viele Lacher. Eine Augenweide waren die beiden hübschen "Häschen", die der "Playboy" anlässlich seines 50-jährigen Bestehens ins Weschnitztal geschickt hatte. Und ein weiteres Jubiläum wurde gefeiert, so würdigten die Fahrenbacher den 100. Geburtstag von Joby Heesters. Damit es nicht auch in Fahrenbach zu einem Bilderraub kommen konnte, wurden die Ringeraufnahmen in der Sporthalle von einem Sicherheitsdienst streng bewacht. Ob es auf der Alm tatsächlich "koa Sünd", verriet der entsprechende Motivwagen leider nicht. Urlaub auf Achse zeigten die "Fahmesche Cämper". Einer der Höhepunkte des Umzugs war der Motivwagen zur Deutschen Einheit. "Wir bauen die Mauer wieder auf" war da zu lesen, wobei dies an der Ortsgrenze zwischen Fahrenbach und Rimbach geschah. Auf biologische Kraftstoffe setzte die örtliche Ölindustrie. Vom stillen Örtchen aus wurden die Pkw unter dem Motto "Billisch, äwwer stingisch" direkt versorgt. Ein technischer Höhepunkt war das auf einem Pkw-Rad aufmontierte kleine Karussell, das auf viel Aufmerksamkeit stieß. In luftiger Höhe und mit wummerndem Bass feierte der Ski-Club die Love-Parade. Fahrenbach ist auch für internationale Einflüssen offen, wie die Halloween-Party zeigte. Gefeiert wird überhaupt gerne in dem Fürther Ortsteil: "Jedi Woch e Fest" verdeutlichte der entsprechende Wagen. Auch traditionelle Zugnummern waren wieder dabei. In der geistlichen Variante präsentierte sich das Kerwerad, Kerwepfarrer Florian Koch und Mundschenk Torsten Neidig erlitten spätestens nach der Hälfte der Strecke den Drehwurm und auf dem Hakko war das Kerwepaar unterwegs. Gäste waren auch in diesem Jahr beim Umzug dabei. Den "Holzmichel" sang der Kerweverein Linnenbach, während die Lauten-Weschnitzer Kerwejugend auf ihr noch anstehende Fests und das Lörzenbacher Guck-Guck-Theater auf ihre Aufführungen hinwiesen. Für musikalische Stimmung sorgten die "Figaros", eine Guggemusik und die Zimmermannsleit mit ihrem Zimmermanns-Klatschtanz. "Egal wie, Hauptsach dabei", untermauerte der am Tropf hängende, verletzte Ringer Tobias Heister die Bedeutung des Umzuges für die Fahrenbacher. "Ente gut, alles gut" - mit dem "Ent(d)enwagen" fand der Umzug schließlich seinen Abschluss. Bilder folgen ...