Hochseil-Klettern auf Rädern

03.10.2010 Hochseil-Klettern auf Rädern

No Limits - keine Grenzen: Dieser Vermerk auf dem Traktor des Skiclubs ist Sinnbild des Fahrenbacher Kerweumzuges. Wer in den vergangenen Jahren das Spektakel an seinen Grenzen angekommen vermutete, der musste sich gestern wieder eines Besseren belehren lassen. Spätestens als sich am Ende des Zuges der "erste mobile Hochseilgarten der Welt" (was wohl noch nicht einmal eine der sonst üblichen Übertreibungen war) an den ungezählten Schaulustigen vorbei bewegte, mischte sich ungläubiges Staunen in den Beifall und die gute Laune. Eine massive Holzkonstruktion, über zehn Meter hoch und drei Anhänger-Rollen lang, bahnte sich ihren Weg durch die engen Straßen des Fürther Ortsteils. Das riesige Holzskelett war gespickt mit Seilen, Brücken, Traversen und Skiclub-Mitgliedern im Klettergeschirr - atemberaubend. Diese abenteuerliche Konstruktion war die - im wahrsten Sinne des Wortes - überragende, aber längst nicht die einzige spektakuläre Attraktion beim Fahrenbacher Kerweumzug. Da stürzten sich im "Biathlon-Leistungszentrum Fahmoch" Sportler auf Inlinern wagemutig beeindruckend hohe und steile, fahrbare Rampen hinunter, fand die "Großwildjagd" in Afrika auf einem Hochsitz statt, der es den darauf sitzenden "Jägern" möglich machte, mit ihrer Konfettikanone direkt in die Wohnzimmer der Schaulustigen in der zweiten Etage hineinzuschießen und sorgte ein Starkstromgenerator dafür, dass auf einem Wagen sogar "Bodysurfing" im Windkanal möglich war. Seinem Ruf, der spektakulärste im weitem Umkreis zu sein, wurde der "Fahmescher Kerwezug" gestern in jedem Fall wieder gerecht. Es sind aber auch die kleineren, witzigen Nummern, die seine Faszination ausmachen. So wurde auf urkomische Weise beispielsweise der "historische Beschiss" aufgeklärt, wer zuerst am Nordpol war: Wilhelm Blatt und Alwis Knapp aus Fahrenbach nämlich. Deren historische Expedition wurde gestern noch einmal nachgestellt. Mit zu Schneeschuhen umfunktionierten Tennisschlägern an den dicken Fellstiefeln stapften die beiden über den Styroporschnee, den eine vor ihnen her fahrende Fräse unaufhörlich erzeugte. Kein leichtes Amt hat der Kerweparrer in Fahrenbach. Schon garnicht beim Festzug. Zusammen mit seinem Mundschenk Lukas Heinz saß Martin Arnold in einem Sessellift, dessen Seil zwischen zwei Traktoren mal mehr, mal weniger straff gespannt war. Dementsprechend sausten die "Kerwehonoratioren" schon mal etwas (zu) flott vor- oder rückwärts - und machten dabei einen nur bedingt amüsierten Eindruck. Dabei hatten die beiden es noch besser, als die "Kerwesai", die in Fahrenbach auf direktem Weg in der "Worschd-Kisch" landen. Dort dampfte es fast ebenso heftig, wie aus dem großen Vulkan, dessen Ascheregen ein Flugverbot für "Air Fahmoch" bedingte. Wohl dem, der in dieser Situation eine große Flasche Ouzo als fahrbaren Untersatz hat. So wie die Griechen, die beim Fahrenbacher Kerwezug "Danke für das Geld" sagten und fröhlich Sirtaki tanzten. Fast 30 Zugnummern erlebten die Schaulustigen, an denen mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder der "Hänschen-Blitz" vorbeirauschte, der auf seinem Moped für Verpflegung mit Hähnchen-Schenkeln sorgte. Ein "Woander-Zirkus" mit Clowns und Akrobaten, kleine "Veddels" aus der Fomel-1 (mit "Ex-Renner" Schumi am Rollator), Ärobig-Damen, Haifisch-Jäger, Riesen-Vuvuzelas und einiges mehr: ein bunter Hingucker reihte sich an den anderen. Aufgelockert wurde das Spektakel mit Musik, von Blaskapellen, vom Kinderchor des Gesangvereins Eintracht oder laut wummernd aus großen Boxen. Fast eine Stunde dauerte der Kerwezug, dann zeugten bald nur noch sich langsam verziehender Qualm sowie jede Menge Sägespähne und Styropor-Kugeln auf den Straßen von dem Spektakel, während sich das Kerwevolk zur Verlesung der Redd in Richtung SV-Halle aufmachte. arn Artikel vom: 04.10.2010 wnoz.de