Fahrenbach. Am Ende war das Filmteam schwer beeindruckt: Was in Fahrenbach innerhalb kürzester Zeit auf die Beine gestellt worden war, würde so wohl in wenigen anderen Orten funktionieren. „Das war ein sensationeller Schulterschluss der gesamten Dorfgemeinschaft“, beschreibt es der ehemalige Ortsvorsteher Udo Dörsam. Der wurde am Donnerstagabend – wie viele andere – von einer Flut an WhatsApp-Nachrichten überrascht. In der Hessenschau war Fahrenbach wenige Minuten zuvor als „Dolles Dorf“ gezogen worden – und die digitalen Kanäle liefen in dem Fürther Ortsteil „heiß“.

Denn bei dieser Aktion des Hessischen Rundfunks (HR) ist eine schnelle Kommunikation gefragt. Noch am Donnerstagabend kam ein Redakteur des Fernsehsenders nach Fahrenbach, am Freitag dann ein ganzes Filmteam, um einen Beitrag über den Ort zu drehen. Also tönten und vibrierten am Donnerstag kurz nach 20 Uhr ungezählte Handys in und um Fahrenbach. „Alle in die SV-Halle kommen“, war die Ansage, denn dorthin hatte sich die Vorhut des HR angekündigt.

„Die hatten mit zwei oder drei Personen für ein Vorgespräch gerechnet, aber es waren über 50 Menschen da, darunter die Vorsitzenden aller Ortsvereine“, berichtet Dörsam. Er hatte zusammen mit Siegfried Bauer und Ex-Kerweparrer Lukas Heinz die Koordination übernommen, da Ortsvorsteher Stefan Arnold noch im Urlaub war. Und bei so vielen Beteiligten waren natürlich auch schnell viele Ideen für den Drehtag am Freitag gesammelt.

Glückliche Fügung

„Etliche Fahrenbacher haben sich schnell für den Freitag freigenommen“, berichtet Dörsam. Und über Nacht „verschwand“ sogar eine Baustelle, die zuvor lange Zeit in der Ortsmitte aufgebaut war. Eine glückliche Fügung war es, dass am Freitag der Schutzheilige der Fahrenbacher Weschnitz-Brücke, Wendelinus, seinen Ehrentag hatte. Die Vorbereitungen für den Gottesdienst waren die erste Station des Filmteams – das dort auf die wunderbare Tili Gölz mit ihren 94 Jahren traf. „Ich hatte keinen, der mich totgeärgert hat“, verriet die ledige Dame den Fernsehleuten ihr Rezept für’s Altwerden.

Der Angelverein mit seinem Fischteich, der Skiclub mit seiner Trial-Fahrradstrecke, Ringertraining mit Europameister Pascal Eisele, der Kindergarten, dessen Kinder sich über den neuen Weg durch den Ort freuen, der ihnen den Gang auf dem engen Gehsteig an der Hauptstraße erspart: das HR-Team bekam eine Attraktion nach der anderen präsentiert – mit dem typischen, verschmitzten Humor der Fahrenbacher.

Klar, dass in dem Fünf-Minuten-Beitrag für die Hessenschau nicht alles Platz gefunden hat. Wohl schon beim Drehen war klar, dass das Ausnehmen des Fisches, der tatsächlich vor laufender Kamera aus dem Teich des Angelvereins gezogen worden war, der Schere zum Opfer fallen würde. „Der Redakteur hat sich bereits abgedreht, als das Messer angesetzt wurde“, erzählt Dörsam, „ich habe ihm dann gesagt, dass man als Dorfkind so etwas abkönnen muss.“

Üppige Mittagspause

Und dass „Dorfkinder“ auch dafür sorgen, dass es ihren Gästen an nichts mangelt, erfuhren die Gäste aus Frankfurt ebenfalls: Diese hatten am Donnerstagabend noch gefragt, wo sie sich Verpflegung für die Mittagspause besorgen können. In einem nahen Supermarkt? Nicht mit den Fahrenbachern. Der Skiclub warf den Grill an, ein Getränkehändler spendierte Bier und andere Getränke, das Glühweinkerwe-Team Ebbelwoi – und fertig war die wohl üppigste Mittagspause, welche das Dolles-Dorf-Team je hatte.

Dieses war wohl vom Fahrenbacher Moped-Club „Naggische Fichs“ besonders fasziniert, denn dieser nimmt in dem fertigen Beitrag viel Raum ein und durfte auch noch einmal durchs Bild fahren, als die Chöre des Gesangvereins – und viele andere Ortsbürger jeden Alters – Aufstellung genommen hatten, um die Gäste mit dem „Fahrenbacher Lied“ zu verabschieden. Ein letzter beeindruckender Beleg für den großen Zusammenhalt, mit dem die Fahrenbacher diesen ganz besonderen Tag zu einem „überragenden Ereignis“ gemacht haben, wie es Dörsam ausdrückt. arn

Der Hessenschau-Beitrag über Fahrenbach ist noch in der Mediathek zu sehen: http://www.hessenschau.de/tv-sendung/video-45240.html

 

Quelle WNOZ Wolfgang Arnold